IGF-Segler jetzt ohne cover

22 Oktober 2020, 9:38 pm
Publiziert in Aktuelle Nachrichten
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Vor einigen Wochen waren sie nur mit Maske und ohne Namensnennung auf der Titelseite der Kieler Nachrichten zu sehen (wir berichteten). Jetzt sind sie enttarnt. Anton L. (12d der IGF), Jonas M. und Malte S. (beide 11b) geben uns ein Interview.

Welche Klasse segelt ihr und seit wann?

Anton: Ich segele seit letztem Jahr die Klasse Laser Radial.

Malte: Mit 8 habe ich im Optimist angefangen. Dann Laser 4.7,  danach Radial und jetzt fange ich Laser Standard an.

JONAS: Ich segele seit einem halben Jahr Laser Radial.  

 

Seit wann seid ihr Schüler der IGF? Habt ihr eventuell extra für den Segelsport die Schule gewechselt?

Anton: Ich bin seit letztem Schuljahr Schüler und bin aus Flensburg extra für den Segelsport ins Sportinternat im Olympiastützpunkt gezogen.

Malte: Ich bin jetzt erst dieses Jahr auf die IGF gewechselt, um mehr Zeit fürs Segeln zu haben.

JONAS: Ich bin seit diesem Schuljahr auf der IGF. Ich bin auch für den Segelsport auf diese Schule gewechselt.

 

Wie ist eure Wohnsituation? (z.B. Seglerinternat, Eltern, WG, ...). Hat dies Vor- oder Nachteile?

Anton: Ich wohne im Segelinternat im Olympiastützpunkt, dadurch habe ich den Vorteil, dass ich kurze Wege habe und die besten Trainingspartner habe, die es in Deutschland und zum Teil auf der Welt gibt. Auch kann ich die Infrastruktur nutzen. Wir haben zum Beispiel den Kraftraum mit einem exzellenten Sportcoach und Physiotherapeuten. 

Malte: Das Internatsleben ist für mich noch recht neu. Bis jetzt gefällt es mir gut, auch wenn es manchmal schwierig ist, sich selbst zu organisieren.

JONAS: Ich wohne in Schilksee im Segelinternat. Es gibt viele Vorteile, wie zum Beispiel, dass ich sehr viel Sport machen kann. Aber es gibt auch Nachteile, alleine zu wohnen, wie zum Beispiel, sich abends selbst Essen zu machen.

 

Wie groß ist der Trainingsumfang in der Woche?

Anton: Also, in einer normalen Schulwoche komme ich auf 3-4 Mal Segeln und zusätzlich 4-5 Mal Kraftraum. Während der Coronazeit sind die Kraftraumzeiten stark begrenzt,  daher trainieren wir dort momentan weniger.

 

Wie stark seid ihr auch am Wochenende in den Sport eingebunden?

Malte: Die Wochenenden verbringen wir in der Saison meist mit Regattasegeln. Jetzt außerhalb der Saison gibt es manchmal Trainingslager. Am Wochenende fahre ich sonst nach Hause.

JONAS: Ja, es sind im Schnitt 2 Wettkämpfe im Monat, zu denen man hinfährt. Die gehen übers Wochenende und manchmal auch in die Woche hinein.

 

(Wie) lässt sich der Sport mit den schulischen Verpflichtungen vereinbaren?

Anton: Beispielsweise durch das Sportinternat wird dies in Kooperation mit der IGF machbar. Da wir viel in der Schule fehlen, haben wir verpflichtend Nachhilfe im Fach Mathe und, falls wir es benötigen, auch in anderen Fächern.

Malte: Man kann nicht immer in der Schule anwesend sein, wodurch man recht viel Stoff verpasst. Um Glück wird von der Schule darauf Rücksicht genommen.

 

Was waren eure bisher größten Erfolge oder worauf seid ihr besonders stolz?

Anton: Besonders stolz bin auf den 3. Platz bei der diesjährigen Kieler Woche, besonders weil dieses Jahr wenige hochrangige Wettkämpfe stattfanden und daher auch die Olympische Spitze der Frauen in meiner Klasse gegen mich angetreten ist.  

JONAS: Dass ich im Opti zur Europameisterschaft in den Niederlanden fahren durfte, letztes Jahr auf den dritten Platz bei der Kieler Woche kam, und auf den dritten Platz,  den ich vor Kurzem in Zwenkau bei der deutschen Meisterschaft ersegeln konnte.

 

Gab es auch schon dunkle Tage? (Misserfolge, Verletzungen, Zweifel,...) 

Anton: Oft hatte man das Gefühl, man hätte nicht alles aus sich herausgeholt, beispielsweise war ich letzte Jahr bei der Europameisterschaft nach dem ersten goldfleet Tag (bestes Viertel) von 270 Startern auf dem 7. Platz und habe mich zu sehr unter Druck gesetzt. In Kombination mit ungünstigen Bedingungen wurde ich dann leider nur noch 23. Zwar war ich noch bester Deutscher, verpasste damit aber meine Bundeskaderqualifikation.

Malte: Misserfolge gehören zu jeden Sport. Ich hatte auch schon oft Misserfolge und Fehler in Regatten gemacht, aber nur so lernt man, auch wenn es manchmal sehr ärgerlich  ist.

 

Wie seht ihr euer Leben (im Gegensatz zu Schülern, die keinen Leistungssport betreiben) im Positiven und im Negativen?

Anton: Also, man muss auf viel verzichten, zum Beispiel verpasst man viele Partys, aber dafür freut man sich natürlich auf die wenigen dann noch mehr, jedoch sehe ich es sehr positiv. Durch den Sport lernte ich schon viel früher, mich selbst zu organisieren, schon mit 11 fuhr ihr alleine nach Italien und zog mit 15 von zuhause aus. Der größte Unterschied zu den meisten ist, dass man sehr viel von der Welt sieht und sich schon früh besser im Ausland verständigen kann.

Malte: Manchmal empfinde ich es als stressig, Schule und Segeln miteinander  zu verbinden. Man hat weniger Zeit für die Schule.

JONAS: Man hat nicht so viel Zeit, um sich mit Freunden zu treffen.

 

Seht ihr im Segelsport eure berufliche Zukunft? Habt ihr einen Plan B?

Anton: Ich denke, das Eine hilft dem Anderen. Durch den Leistungssport werde ich wohl in Kiel studieren können und werde Studium und Leistungssport verbinden und dann irgendwann dies beenden, um in ein normales Leben einzusteigen. 

Malte: Nein, dafür ist der Segelsport, denke ich, noch zu unpopulär. Mein Plan B ist, erstmal Abitur zu machen und dann wahrscheinlich in Richtung Technik zu gehen.

 

Wie habt ihr die diesjährige Kieler Woche empfunden?

Anton: Ich empfand es als große Errungenschaft, dass die Kieler Woche dieses Jahr stattfand, jedoch fand ich die Konzepte und Laufwege oftmals unsinnig und zu wenig durchdacht. 

Malte: Auf dem Wasser hat man keinen wirklichen Unterschied zu den früheren Kieler Wochen gemerkt. An Land war natürlich vor allem für mich das Maskentragen und die eingeschränkten Wege zwischen Boot und Umkleide belastend.

JONAS: Diese Kieler Woche war anders unter den Coronabedingungen und ich war nicht so bei der Sache und bin daher leider nicht so gut gesegelt…

 

Ein Statement über die IGF:

Anton: Hilft exzellent, um Schule und Leistungssport zu verbinden.

 

 

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Wir drücken die Daumen für eure Zukunft im Segelsport!

Das Interview führte Hb.