Ein Hauch von Weltklasse an der IGF
An der Partnerschule des Leistungssports tummeln sich nicht nur
in der Schülerschaft, sondern auch im Lehrerkollegium
Hochleistungssportler
Üblicherweise werden an dieser Stelle Schülerinnen und Schüler porträtiert, die sich im
sportlichen Bereich besonders hervorgetan haben. Jedoch gibt es seit einiger Zeit auch unter
den Lehrern (ehemalige) Hochleistungssportler, die ein Interview verdienen. Ein Gespräch
mit Frau Rehberg (3000m Hindernis) und Herrn Quensell (Turnen).
Seit wann sind Sie an der IGF und mit welchem Umfang?
Rb: Ich bin seit dem 02.11.2020 mit einer halben Stelle an der IGF. Meine Fächer sind
Mathe und Sport, momentan übernehme ich Vertretungsaufgaben.
Qu: Ich bin nach meinem Referendariat am Gymnasium Altenholz vom 1.8.2016 bis
1.2.2018 und einem Jahr in Anstellung an der Gemeinschaftsschule Auenland im August
2018 an die IGF gekommen. Ich unterrichte seit diesem Zeitpunkt den vollen Stundenumfang
von 25 Stunden in der Woche in der Sek1 und in der Sek2.
In welcher Sportart sind/waren Sie aktiv und seit wann?
Rb: Ich war 10 Jahre lang als Läuferin aktiv. Meine Hauptdisziplin waren die 3000m
Hindernis.
Qu: Ich komme aus dem olympischen Geräteturnen.
An welchen Wettkämpfen haben Sie teilgenommen und was waren Ihre größten
Erfolge?
Rb: Ich war bei Deutschen Meisterschaften, Europa- und Weltmeisterschaften sowie 2016
bei den Olympischen Spielen. Die Teilnahme 2016 war für mich als Sportlerin das Highlight.
Qu: Sowohl im Jugendbereich als auch im Männerbereich (ab 19) habe ich an zahlreichen
Wettkämpfen auf Landesebene und nationaler Ebene teilgenommen:
Im Jugendbereich an unzähligen Landesmeisterschaften und mehrfach an deutschen
Jugendmeisterschaften, im Männerbereich an den Deutschen Meisterschaften sowie in der
2. und 1.Liga gegen Turnprominente wie Fabian Hambüchen und Marcel Nguyen.
Wie groß ist/war der Trainingsumfang pro Woche in der aktiven Zeit?
Rb: Ich habe phasenweise (in Trainingslagern) bis zu 14 Einheiten pro Woche absolviert. Zu
den Zeiten, in welchen ich in Kiel war und studiert habe, bin ich auf 8 - 10 Trainingseinheiten
pro Woche gekommen. Dabei bin ich 100 bis 150 Kilometer in der Woche gelaufen.
Qu: Begonnen hat es im Alter von 5,5 Jahren, während der Schule war der Trainingsumfang
dann 4 x drei Stunden, daraus wurden dann später in Richtung Oberstufe 5 x drei Stunden
an den Tagen Mo, Di, Do, Fr, Sa.
Hat sich das irgendwann geändert? (z.B. Studium, Referendariat, Job, Kinder, ...)?
Rb: Ja, der Trainingsumfang ist zu meiner aktiven Zeit relativ kontinuierlich gestiegen. Im
Laufsport muss zunächst eine Belastungsverträglichkeit aufgebaut werden, da Verletzungen
ansonsten unvermeidlich sind.
Qu: Im Studium passten sich die Trainingszeiten etwas an, sodass die Kerntrainingszeit 16-
19 Uhr etwas variabler gehandhabt wurde. Samstags war stets Training von 9:30-12:30 Uhr.
Gehen Sie Ihrem Sport zur Zeit noch wettkampfmäßig oder "nur" hobbymäßig nach?
Rb: Ich habe mein Trainingspensum Ende 2019 deutlich heruntergefahren, und übe den
Laufsport seit dem nur noch hobbymäßig aus. Als dann absehbar war, dass die Spiele
ausfallen werden, war ich erleichtert dass ich quasi "rechtzeitig" aufgehört habe.
Qu: Derzeit bin ich selber nur noch sporadisch in der Halle. Allerdings bin ich mit der
Kampfrichter-A-Lizenz immer noch bei Deutschen Meisterschaften und in den Ligen
unterwegs... jedoch jetzt als Kampfrichter.
Bedeutet Corona große Einschränkungen für Ihre Trainingsmöglichkeiten?
Rb: Ja, selbst jetzt, da ich keine großen Ambitionen mehr habe, sind die Auswirkungen
deutlich spürbar. Obwohl der Laufsport ja vermeintlich eine Individualsportart ist, profitieren
wird doch stark davon, nicht alleine zu trainieren. Die Trainingseinheiten, bei welchen wir mit
der gesamten Trainingsgruppe auf dem Sportplatz sind, fehlen einfach. Auch das Aufbringen
der Motivation fürs tägliche Training ist schwerer, wenn man nicht weiß wann der Zeitpunkt
kommen wird, an welchem der nächste (wenn auch kleine) Wettkampf anstehen wird.
Qu: Auch unsere Turnhalle war und ist wegen des Lockdowns geschlossen worden.
Wettkämpfe wurden verschoben und finden unter strengen Hygienemaßnahmen statt
(Körpertemperaturmessung beim Betreten der Halle, Abnehmen der Mund-Nasen-
Bedeckung nur am Gerät, als Kampfrichter ist stets eine solche Bedeckung zu tragen, ...).
(Hb: Ich habe ja auch Sport studiert und war überall eher so mittelmäßig. Allerdings
klagten Kommilitonen von mir, die ihren Sport auf Leistungsniveau betrieben hatten,
ab 30 häufig über körperliche Gebrechen, Stichwort Verschleiß in Knie, Rücken,
Fußgelenk...). Stellen Sie Ähnliches schon selbst fest?
Rb: Ich bin noch keine 30 ;). Ich hatte das Glück, kaum Verletzungsbeschwerden zu haben.
In den letzten Jahren habe ich trotzdem gemerkt, dass meine Achillessehnen sich allmählich
nicht mehr so schnell von Belastungsspitzen erholt haben. Durch regelmäßige
physiotherapeutische Behandlungen hatte ich das aber recht gut im Griff.
Qu: Man muss ehrlich sein und sagen, dass Leistungssport ab einem gewissen Grad immer
negative Auswirkungen auf Gelenke, Sehnen und Bänder hat. Entzündungen durch
Überlastungen gehörten zu meiner aktiven Zeit immer mal dazu. Allerdings ist das Turnen so
vielfältig, dass bei Schulterproblemen immer noch gut Boden und Sprung trainiert werden
konnte, oder, wenn das Fußgelenk einen Schlag abbekommen hatte, war immer noch das
Training an den Ringen, am Barren und am Reck möglich. Ein Glück hatte ich nie extrem
langwierige Verletzungen. Schäden, die mich jetzt einschränken, habe ich zum Glück auch
nicht.
Können Sie talentierten Schülern, die in ihrem Sport hoch hinaus möchten,Tipps
geben? Oder rückblickend Hinweise, was sie auf gar keinen Fall machen sollten?
Rb: Jede sportliche Laufbahn kann ganz unterschiedlich verlaufen. Allgemeingültige Tipps
sind da schwierig... In jedem Fall sollte man sich ein Umfeld schaffen, in welchem man sich
wohl fühlt und wo man Spaß hat an dem, was man tut. Ich habe mich damals dafür
entschieden, neben dem Sport ein Studium zu absolvieren und würde das auch wieder tun.
Qu: Was empfehlenswert neben einem unterstützenden Umfeld ist, ist das Setzen von
Prioritäten, eine gute Selbstorganisation und ein strukturierter Tagesablauf. Dann entwickeln
sich recht einfach Routinen.
Ein Statement über die IGF:
Rb: Mein erster Eindruck ist durchweg positiv.
Qu: bunt - abwechslungsreich - menschlich
Vielen Dank für das Gespräch! /Hb