
|
Vergleich der Wasserqualität
der Schlei mit der Kieler Förde
|
|
Praktische Untersuchungen in der
großen Breite der Schlei (Borgwedel) und
der Kieler Förde (Friedrichsorter Bucht) zeigen, daß die Wasserqualität
an der Küste der Ostsee sich bei geringer werdendem Wasseraustausch
deutlich verschlechtert. Der Biologieleistungskurs (13. Jahrgang)
der Integrierten Gesamtschule Friedrichsort IGF führte zur Überprüfung
der Hypothese Untersuchungen durch.
Die Untersuchungen lassen sich in drei Bereiche gliedern:
· Vegetationsuntersuchungen in Litoral- und Uferbereich
· Planktonuntersuchungen
· Chemisch-physikalisch-bakteriologische Wasseruntersuchungen.
Die Untersuchungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. |
1. Vegetationsuntersuchungen
Im Litoralbereich der Schlei: Es gibt keine Pflanzen
in der Tauch- und Schwimmblattzone. Im nicht zu stark dem Wind
ausgesetzten oder durch den Menschen genutzten Uferabschnitten
ist ein dichter Schilfgürtel mit anschließender dichter Verlandungsvegetation
zu finden.
Wertung:
Das völlige Fehlen von Pflanzen in der Tauchblattzone (Seegras,
Braunalgen, Wasserpest, krauses Laichkraut) weist auf eine sehr
schlechte Eindringtiefe des Lichtes in das Wasser hin. Das Fehlen
von Pflanzen in der Schwimmblattzone (schwimmendes Laichkraut,
Seerose, Teichrose) lassen die Vermutung auftauchen, daß der Salzgehalt
der Schlei für die Pflanzen zu hoch ist. Der dichte Schilfgürtel
und die dichte Verlandungsvegetation weisen auf ein nährstoffreiches
Sediment hin. Im Litoralbereich der Ostsee (Falkensteiner Strand)
sind Seegras im Sandbereich bis in cirka vier Meter Tiefe und
Braunalgen (Blasentang) auf den Steinen zu finden. Im nicht zu
stark beeinflußten Uferbereich sind Sandquecken und Strandhafer
auf sich bildenden kleinen Sanddünen zu finden.
|
2. Planktonuntersuchungen
In der Schlei dominieren in einer sehr hohen Dichte
Blaualgen und Goldalgen. In der Friedrichsorter Bucht hingegen
in einer viel geringeren Dichte Diatomeen (Kieselalgen) und Dinophyceen
(Dinophlagellaten). Der Vergleich der vollständigen Ergebnisse
zeigt, daß das Plankton in der Friedrichsorter Bucht artenreicher
ist, wobei pro Art die Individuenanzahl viel geringer ist. Die
hohe Blaualgendichte in der Schlei, man kann hier von einer Blaualgenblüte
sprechen, weist auf eine hohe Nährsalzbelastung des Wassers hin.
Das Plankton der Kieler Förde gibt keine Hinweise auf eine Gewässerbelastung.
|
3. Chemisch-physikalisch-bakteriologische
Gewässeruntersuchungen
In der Schlei wurde nur eine sehr geringe Sichttiefe
des Wassers vorgefunden. Bei einer einheitlichen Temperatur zirkuliert
das Wasser bis zum Grund. Trotzdem nimmt der Sauerstoffgehalt
bereits in zwei Meter Tiefe auf die Hälfte ab. Der hohe pH-Wert
(8,9) zeigt eine hohe Photosyntheserate. Da der pH-Wert auch in
drei Meter Tiefe noch hoch ist, kann auf einen unvollständigen
Abbau organischer Substanzen geschlossen werden. Bei den Nährsalzgehalten
ist auffällig, daß nur Phosphat frei im Wasser gelöst in nennenswerter
Konzentration auftritt. Untersuchungen des Wasseranteils im Sediment
(Interstitiallösung) zeigen aber einen hohen Gehalt an Stickstoffverbindungen.
Es ist daher zu vermuten, daß die Stickstoffverbindungen im freien
Wasser fast vollständig von Lebewesen aufgenommen worden sind.
Die hohe Keimzahl gibt einen Hinweis auf eine intensive Zersetzungstätigkeit,
die aber keineswegs ausreicht, um alle abgestor-benen Planktonlebewesen
abzubauen.Schließlich wurde eine dicke
schwefelwasserstoffhaltige Faulschicht nachgewiesen. Der biochemische
Sauerstoffbedarf weist auf ein Gewässer der Güteklasse 3 hin (1=
sehr gut - 4=stark belastet). Der Salzgehalt ist im Vergleich
zu der westlichen Ostsee sehr niedrig.
|
Wertung:
Alle Daten der Schlei weisen auf ein stark belastetes
Gewässer hin, Untersuchungen des Wassers eines sich durch die
Felder windenden Baches zeigen, daß die Ursache der Belastung
auch in Dünger - und Fäkalieneinleitungen liegen. In der Friedrichsorter
Bucht weisen alle Daten von 0 - 12 Metern auf ein intaktes Gewässer
hin, das heißt, freie Nährsalze liegen unter der Nachweisgrenze,
der pH-Wert liegt nur knapp über 7. Es liegt allerdings bei nicht
vorhandener Sprungschicht Sauerstoffsättigung oder Übersättigung
vor. Der BSB5 weist auf eine Wassergüteklasse 1 hin. Der Salzgehalt
entspricht dem mittleren Salzgehalt der westlichen Ostsee. Ein
deutlich anderes Ergebnis erhält man bei den Sedimentuntersuchungen.
In der Interstitiallösung werden relativ hohe Ammonium- und Nitratkonzentrationen
und extrem hohe Phosphatgehalte neben reichlich Schwefelwasserstoff
gefunden.
|
Beurteilung der Ausgangshypothese
Im Schleiwasser zeigt der niedrige Salzgehalt, daß
der Wasseraustausch über die enge Schleimündung nur sehr begrenzt
erfolgt. Durch menschliche Einflüsse (Zuckerfabrik, unzureichende
Klärwerke, Düngung) belastetes Süßwasser führt zu einer Überdüngung
und Eutrophierung (Oligotroph = unbelastetes, intaktes Gewässer,
Eutroph = nährsalzreicheres Gewässer, Polytroph = extrem nährsalzreiches,
stark belastetes Gewässer, Eutrophierung ist der Weg vom intakten
Gewässer zum belasteten Gewässer durch Einleitungen). In der Friedrichsorter
Bucht geben die Sedimentuntersuchungen Hinweise auf eine stark
vom Menschen verursachte Nährsalzbelastung (Phosphate durch die
Friedrichsorter Werften ??? Rostumwandler ???). Andererseits ist
die Wasserqualität selbst gut, die Ursache dafür ist in dem ständig
stattfindenden Wasseraustausch über die Belte zu suchen. Würde
man die Friedrichsorter Enge über einen Damm zuschütten, würde
sich die Wasserqualität in Kürze drastisch verschlechtern.
|
Weitere Planung
Die Untersuchungsergebnisse werden zusammengefaßt,
jährlich erneuert und ausgewertet/bewertet und im Internet auch
auf den Seiten der Unesco-Modellschulen veröffentlicht.
Die Untersuchungen werden auf die Fließgewässer der Umgebung ausgedehnt
und von Schülern des 13. Jahrganges weitergeführt. |
|